Miserere Nobis – Das etwas andere Konzert

Flott wieder auf die Bühne

Endlich wieder auftreten – und dann gleich drei Konzerte. Ermöglicht wurde das dem Orchester Collegia Musica Chiemgau um Elke Burkert durch die Förderung im Rahmen des IMPULS-Programms.

Ensemble / Organisation
Collegia Musica Chiemgau e.V.
Projekttitel
Miserere Nobis – Das etwas andere Konzert
Bundesland
Bayern
Fördersumme
15.000 EUR
Genre
Instrumental
Social Media / Website
Brigitte Janoschka, Oberbayerisches Volksblatt (04.11.21)

“Die Orchestersuite Nr. 3 in D-Dur, BWV 1068, von Johann Sebastian Bach (1685-1750) begann mit der Ouvertüre und ihren strahlenden Trompetenklängen, auf die eine Fuge folgte, bei deren Durchführung mit ihren virtuosen Passagen in den verschiedenen Instrumenten das Orchester Bachs Kompositionstechnik zum Erblühen brachte.

Der zweite Satz, die berühmte Air mit ihrer zu Herzen gehenden Melodie, wurde unter Burkerts klarem und gleichzeitig aussagekräftigem Dirigat – auch wieder nur mit den Händen und ohne Taktstock – zu einem intensiven und ergreifenden Hörerlebnis.”

Projektmediathek

Miserere Nobis – Das etwas andere Konzert

Es waren in einiger Hinsicht besondere Konzerte für die Collegia Musica Chiemgau Ende Oktober und Anfang November 2021. Nach zwei unfreiwillig konzertfreien Jahren konnte das von Elke Burkert 2013 initiierte und seitdem musikalisch geleitete Orchester aus Berufs- und Hobbymusiker*innen wieder auf die Bühne. Wegen Covid hatte es nicht nur mehrere Lockdowns und eine Vielzahl an Einschränkungen gegeben, zusätzlich waren sonst zuverlässige Finanzierungsquellen versiegt. Selbst die wohlwollendsten regionalen Sponsoren sagten jetzt ab und verwiesen auf die eigene wirtschaftliche Situation.

Als Elke Burkert im Juni 2021 vom IMPULS-Förderprogramm erfuhr, musste sie also nicht lang nachdenken. Sie machte sich sofort an die Antragsformulierung, bevor sie am nächsten Morgen verreiste. “Ich bin kein Zahlenmensch, Kalkulationen sind für mich etwas schwierig”, so die Orchesterleiterin. “Aber ich setzte mich hin und machte das bis morgens um halb vier.” Bis zur Rückmeldung dauerte es nicht lang. “Ich erhielt einen Anruf und da hat man mir geholfen, einige Kleinigkeiten im Antrag zu korrigieren.” Die Beratung erlebte die Orchesterleiterin als sehr positiv, und so konnte es bald an die Vorbereitung der ersehnten Konzerte gehen.

 

Kaum beantragt, schon gespielt

Gerade mal ein Vierteljahr verging zwischen Antragstellung und Umsetzung. So konnte die Collegia im Herbst endlich wieder Konzerte spielen – und nicht nur eines, sondern gleich drei. Im August erhielten die Teilnehmenden von Burkert das ausgewählte Repertoire, um sich individuell vorzubereiten. Etwa 70 Prozent der Besetzung sind Studierende oder Berufsmusiker*innen. Einige musizierten bereits im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, bei den Bamberger Symphonikern, dem London Philharmonic Orchestra und zahlreichen anderen. Die beruflich nicht-musikalisch Tätigen spielen auf gutem Hobbyniveau. Das Zusammenbringen von Hobby- und Berufsmusiker*innen, Jung und Alt sowie verschiedenen Nationen war von Beginn an ein zentrales Anliegen des Orchesters. Es haben schon Musizierende aus den USA, der Türkei, Japan, Bulgarien, Österreich und vielen anderen Ländern mitgewirkt.

Mitschnitt des Konzertes am 30. Oktober 2021 in der Konzertrotunde Bad Reichenhall

In der Konzertrotunde in Bad Reichenhall ging es schließlich im Oktober drei Tage ans intensive Proben in der Gesamtbesetzung. Da sich alles relativ schnell abspielte, hatte Burkert ihr Programm noch einmal komplett ändern müssen. Das zuerst von ihr angestrebte Repertoire war aus mehreren Gründen so schnell nicht umzusetzen. Ein Teil der Noten war in der Kürze der Zeit nicht zu bekommen, für ein anderes Stück fand der angefragte Wunschsolist keine Zeit und der notwendige Probenaufwand war angesichts der Komplexität der Werke teils ebenfalls kaum so schnell zu bewältigen.

So stand im Oktober ein völlig anderes Repertoire im Konzertprogramm als im Antrag im Juni zunächst genannt worden war. Auch dahingehend erlebte Burkert die Förderberatung als sehr flexibel, für das geänderte Programm bekam sie ebenfalls prompt eine Zusage. Statt Werken von Vivaldi, Neruda und Saint-Saëns spielte das Orchester nun Ferdinando Paërs Concerto in D-Dur für Orgel und Orchester, Samuel Barbers Adagio für Streicher und Bachs Orchestersuite Nr. 3 in D-Dur. Als Orgelsolist trat der stellvertretende evangelische Landeskirchenmusikdirektor Bayerns Matthias Roth auf, die Moderation übernahm Katrin Lion. Am Ende gelang das Timing um Haaresbreite, denn: “Das war das letzte Wochenende, bevor wieder alles dicht gemacht wurde”, erinnert sich Burkert.

 

Drei coronakonforme Konzerte

Das Orchester freute sich entsprechend, dass es eben noch mit den drei flott vorbereiteten Konzerten in Bad Reichenhall, Übersee und Obing klappte. Die Kapazitäten für die Säle waren wegen pandemiebedingter Vorgaben reduziert und die Konzertbesucher*innen mussten sich an 2G-Plus-Vorgaben halten. Aber alle drei Auftritte fanden statt und erhielten eine Menge positive Resonanz. Die Kosten konnten durch die Fördergelder abgedeckt werden. Da kam einiges zusammen, denn: “Die Säle mussten bezahlt werden, wir mussten die Leihorgel finanzieren, den Transport, die Plakate mussten gemacht werden, den Berufsmusikern mussten wir Auslagen zahlen und die Übernachtungen mussten finanziert werden”, beschreibt die Orchesterleiterin.

Wie es Ziel jedes Collegia-Auftritts ist, konnte außerdem etwas für gemeinnützige Zwecke gespendet werden. Einnahmen in Höhe von 3.000 Euro erhielten dieses Mal die Organisationen Silberstreifen e.V. in Vogtareuth und KIZ in Aschau, die Hilfsangebote für neurologisch und orthopädisch erkrankte Kinder und Jugendliche machen. Weitere 1.500 Euro gingen an die Bürgerstiftung Hochwasserhilfe Berchtesgadener Land. In den früheren Jahren hat das Orchester in der Region Chiemgau an eine Musikschule, einen Sozialfonds, Hilfsangebote für Kranke und viele weitere Organisationen gespendet.

Die Anfänge des Benefiz-Orchesters

Elke Burkert, die als Schulmusikerin, Konzertsängerin und Kapellmeisterin ausgebildet ist, hat vor Jahrzehnten beschlossen, die Musik zu guten Zwecken einzusetzen. Das entschied sie mit Ende Zwanzig, als sie sich allen negativen Prognosen zum Trotz über einen langen Zeitraum doch noch von einer misslungenen Operation erholte. Sie durchlief verschiedene musikalische Stationen, trat als Sängerin auf und leitete Orchester, bis sie schließlich ihren Weg in die Ortschaft Obing im Chiemgau fand. Was heute die Collegia Musica ist, kam dort durch eine Konzertidee zustande, zu der sie 2013 Musizierende aus ihrem beruflichen Umfeld einlud.

“Da kamen dann zwanzig Leute zusammen, wir waren also schon ein Kammerorchester”, erinnert sich Burkert. “Das war aber zuerst als einmaliges Projekt gedacht.” Es war das erste Benefizkonzert der Formation, aus der alsbald die heutige Collegia Musica entstand. Die Einnahmen erhielt die Lebenshilfe. Da die gesamte Aktion viel Anklang fand und die Beteiligten ihrerseits von der Sache begeistert waren, stand bald fest: Es geht weiter. Im darauffolgenden Jahr fand das nächste, größere Benefizkonzert statt.

Schüler*innen, Studierende, aktive und pensionierte Musiker*innen und Hobbyspieler*innen, das ist die Mischung, aus der sich das inzwischen auf mehr als 50 Personen gewachsene Orchester zusammensetzt. “Wir machen zwei Projekte pro Jahr”, berichtet Burkert. “Eines mit Kammermusikbesetzung, da sind wir 30 bis 35 Leute. Dann spielen wir noch sinfonische Konzerte in größerer Besetzung.” Besonders freut sich das Orchester, nun bereits im April wieder für Auftritte in Traunreut und München auf die Bühne zu gehen. Dieses Mal hat sogar wieder ein Sponsor zugesagt.

Bildergalerie