A-Cappella-Szene zu Gast im Schwarzwald

Ein Festival voller Workshops und Konzerte
A-Cappella-Szene trifft sich bei den „Black Forest Voices“ mithilfe von IMPULS-Förderung

Ensemble / Organisation
Black Forest Voices e.V.
Projekttitel
Black Forest Voices 2022: Back again!
Bundesland
Baden-Württemberg
Fördersumme
14.996 EUR
Genre
Vokal
Social Media / Website
Badische Zeitung (20.06.2022)

“Für vier Tage hatte das Black Forest Voices Festival die Gemeinde Kirchzarten fest im Griff. Auch abseits der zahlreichen Konzerte in der Talvogtei, in der katholischen St. Gallus-Kirche und in der evangelischen Kirche vibrierte das ganze Dorf vor Musik. […] An den vier Festival-Abenden traten fast 20 Bands, Einzelkünstler und Formationen auf. Für Musikliebhaber ist das Black Forest Voices Festival aber mehr als nur ein Konzert-Event: Die vier Tage boten ein breites Rahmenprogramm mit Coachings, Workshops, einer Hörinsel für Kinder und einer musikalischen Schnitzeljagd durch den Ort.”

Alles mit der Stimme

Es klingt paradiesisch: Vier Tage lang Gleichgesinnte treffen. In Workshops lernen, was das eigene Musizieren noch besser und spannender macht. Packende Konzerte anhören. Selbst mitproben und mitsingen. Und das Ganze an einem fabelhaften Ort, wo andere ansonsten hinfahren, um Urlaub zu machen… Das 2019 ins Leben gerufene Festival des Vereins Black Forest Voices e.V. ist ein voller Erfolg. Einmal jährlich lädt Kirchzarten im südlichen Schwarzwald die Chor- und Vokal-Szene zu sich ein. Die teilnehmenden Sänger*innen und Ensembles verbindet eine große Leidenschaft. Sie lieben das reine A-Cappella-Singen ohne Instrumentalbegleitung, im Schwerpunkt Pop und Jazz.

 

Wieder zurück

Die vorausgegangenen zwei Jahre konnte das Festival wegen der Pandemie nur unter Einschränkungen als Online- bzw. Hybridveranstaltung stattfinden. 2022 hieß es Mitte Juni dann „Back again!“ Das Black Forest Voices Festival konnte unter diesem Motto so über die Bühne gehen, wie es ursprünglich auch gedacht war. Nämlich als Treff und Austausch von Profi- und Amateur-Sänger*innen mit Chören aller Leistungsstufen einerseits und andererseits als eine Begegnung von Musik und Menschen jeden Alters aus Kirchzarten und der Region. Der Großteil der Finanzierung des Festivals kommt aus der Kommune sowie Sponsoren und Förderern. Nicht zuletzt dank der IMPULS-Unterstützung konnten aber viele Veranstaltungen kostenfrei oder sehr niedrigpreisig angeboten werden. IMPULS hat querfinanziert und bei den musikalischen Angeboten und Konzerten, den Workshops, der Tontechnik und den Dozent*innen-Gagen unterstützt.

 

Open-Air & Festivalwiese

Die Kirchzartener Talvogtei ist ein ehemaliges Wasserschloss. In dessen Innenbereich wurde fürs Festival eine Open-Air-Bühne für die Konzerte installiert. Außerhalb der Mauern befindet sich eine Wiese. Sie wurde mit Liegestühlen, Imbiss-Sitzen und Tischen, Food-Trucks und großzügigen Spieleecken für die Kinder zum Dreh- und Angelpunkt des Festivals. Das Ganze hatte dadurch auch den Charakter eines gemütlichen Dorffestes.

Projektmediathek

Coaching für das Singen

Insgesamt 25 Workshops zu je 90 Minuten gehörten zum Programm. Sich anmelden und daran teilnehmen konnten alle, die gerne singen und singen wollten. Immer drei Workshops fanden parallel statt. Sie widmeten sich unterschiedlichen Themen wie Chorgesang, Improvisation, Beat-Boxing, aber auch organisatorischen Aspekten wie Band-Management. Als Dozent*innen werden nach Kirchzarten in der Regel musikpädagogische Profis geladen, die gegebenenfalls auch von weither anreisen. So etwa diejenigen, die in den so genannten Coaching Camps unterrichten. Hier geht es ums Musizieren mit der Stimme auf höchstem Qualitätsniveau, vergleichbar den Meisterkursen im Klassikbereich. Die Coaching Camps sind ausgeschrieben für Gruppen ohne Altersbegrenzung. In der Regel bewerben sich aber frisch gegründete Ensembles im Studierendenalter. Sie sind – etwas pathetisch gesprochen – die Zukunft der Vokalkunst, weshalb das Auftaktkonzert des Festivals auch „Future-Night“ hieß. Es traten dabei auch Nachwuchs-A-Cappella-Gruppen auf, die in der Vergangenheit an Coaching-Camps teilgenommen hatten.

 

Ideenreiches Rahmenprogramm

Ein großer Erfolg war in diesem Jahr auch der Mitsing-Truck. Um 14 Tage im Voraus für das Festival zu werben, wurde einen Tag lang ein LKW durch Kirchzarten geschickt. Auf seiner Ladefläche sang die A-Cappella-Band UNDUZO an fünf verschiedenen Stopps für je eine Dreiviertelstunde. So kamen Leute auf der Straße mit der Musik in Kontakt und es wurde über Black Forest Voices gesprochen und konnte auch mitgesungen werden. Die Idee des Mitsing-Trucks war in der Coronazeit entstanden, als Kontaktbeschränkungen vorgeschrieben waren und das Singen nur unter freiem Himmel erlaubt war. Die Idee hat sich aber auch nach der Pandemie bewährt.

Für Kinder wird seit 2021 während der Festivaltage in Kooperation mit dem Kinder- und Jugendbüro der Stadt Kirchzarten eine musikalische Schnitzeljagd angeboten. Die Kinder konnten dabei an mehreren Stationen im Ort die Ohren spitzen: Wie klingt die Kirchenglocke? Wie rauscht der Bach? Wo hört man Vögel singen? An den Stationen mussten Fragen beantwortet werden, wofür es Punkte und am Ende sogar Gewinner*innen plus Siegerehrungen gab.

Beim Programm „Kirchzarten singt!“ waren die Chöre der Umgebung eingeladen, um sich in Konzerten sowohl einem „Fachpublikum“ als auch Musikliebhabern der Region zu präsentieren.

 

Mut zum Selbermachen

Die zahlreichen Teilnehmer*innen in Kirchzarten (465 beteiligte Musiker*innen und über 800 Workshop-Besuche) beweisen den Black Forest Voices, dass sie mit dem Festival einem großen Bedarf der A-Cappella-Szene entgegengekommen sind. Der Südwesten Deutschlands ist hier bestens bedient. Doch auch in anderen Regionen wären ähnliche Vorhaben durchaus sinnvoll, ist man bei den Black Forest Voices überzeugt. Anfangen lässt sich durchaus schon mit einer kleinen Anzahl an Workshops. Es muss nicht gleich die ganz große Nummer sein! Beim Finanziellen sollte man nicht nur an die Gagen der Künstler*innen sondern auch an die Dienstleistungen rund ums Organisatorische denken. Und wichtiger als etwaiges Fördergeld ist, dass ausreichend ehrenamtliche Power eingebracht wird. Das schafft wohl nur, wer fürs Chorsingen und Musizieren wirklich „brennt“ und anderen gerne paradiesische Festivalmomente bescheren will. Der nächste Termin in Kirchzarten jedenfalls steht schon fest: 15. bis 18. Juni 2023.

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