Workshops, Konzert, CD – das volle Neustart-Programm

Vom Konzert zur Aufzeichnung – Blasorchester Babenhausen

Ein Konzert spielen wollte das Blasorchester Babenhausen sowieso endlich mal wieder – und am liebsten auch eine eigene CD aufnehmen. Mit gezielten Workshops, Proben und einem Förderbudget aus dem IMPULS-Programm wurde das möglich.

Ensemble / Organisation
Blasorchester Babenhausen 1949 e.V.
Projekttitel
Musik – ein Impfstoff gegen Einsamkeit
Bundesland
Hessen
Fördersumme
10.894 EUR
Genre
Instrumental
Social Media / Website
Das Blasorchester Babenhausen über sich selbst

“Wir bieten unseren Zuhörern in und um Babenhausen und darüber hinaus die breite Vielfalt der Blasmusik. Bei uns treffen sich Musikbegeisterte von Jung bis Alt  und machen gemeinsam Musik im Stile von Film- oder Konzertmusik über Polka bis hin zu Rock und Pop und noch Vielem mehr. Für jeden ist das Passende dabei.
 
Unser Ziel ist es, Menschen aller Altersstufen musikalisch zu fördern und insbesondere die Jugendarbeit zu unterstützen.”

Projektmediathek

Für Blasmusiker*innen war die Covidpandemie keine einfache Zeit. Neben den Sänger*innen galten sie nach entsprechenden Datenauswertungen als die Gruppe von Musiker*innen, die wegen des mit ihrem Musizieren verknüpften Luftstroms ein besonders hohes Risiko haben, das Coronavirus über die Atemluft zu verbreiten. So gab es für sie, wenn überhaupt Proben und Auftritte möglich waren, oft besonders strenge Abstandsvorgaben. Auch das Blasorchester in der hessischen Kleinstadt Babenhausen musste sich lange mit Einschränkungen auseinandersetzen. Dort verteilen sich insgesamt etwa 75 Hobbymusiker*innen allen Alters auf mehrere Ensembles, vom Jugendorchester über das Große Blasorchester bis zur Erwachsenenbläserklasse. Sie alle freuten sich, dass ihnen gelockerte Vorgaben wegen sinkender Covid-Fallzahlen und eine IMPULS-Förderung im Herbst 2021 ein Konzert und eine CD-Einspielung ermöglichten.

Uwe Wittenberger spielt bereits seit 30 Jahren im Großen Orchester Klarinette und Altsaxofon. Seit zehn Jahren leitet er außerdem das Jugendorchester. In einem Telefonat im Juli 2022 berichtet er, wie sein Verein Blasorchester Babenhausen 1949 e.V. auf das IMPULS-Förderprogramm aufmerksam wurde. Ein Bekannter aus der Hobbymusikszene hatte in der Regionalzeitung eine Ausschreibung gelesen und informierte darüber auch das Orchester in Babenhausen. Es war Anfang Mai 2021 und die Frist endete noch im selben Monat. Viel Zeit war das zwar nicht, aber die Gelegenheit wollte der Verein trotzdem nutzen. Nach fast einem Dreivierteljahr ohne Proben seit Oktober 2020 schien ein koordinierter Neustart erforderlich. Von der Antragstellung bis zur Förderzusage und dem Beginn der Umsetzung im Juli dauerte es nur wenige Wochen. „Das ging alles sehr schnell“, so Wittenberger.

 

Proben mit Konzertziel

„Wir wollten mit fünfstimmigen Stücken anfangen“, beschreibt er. Es war nicht klar, mit welchen Auflagen wegen der Covidpandemie noch zu rechnen war. Fünfstimmige Stücke konnten ohne weiteres in Ensembles von fünf Musikern einstudiert werden und damit wären zumindest anfangs Proben mit Kleingruppen ausreichend. Als im Juli die Probenphase anfing, waren aber sogar ohne allzu große Einschränkungen Proben mit den Teilorchestern möglich. Nur einen etwas ungewöhnlichen „Probenraum“ musste der Verein dafür verwenden. Wegen der Größe der Räume und der Lüftungsmöglichkeiten war es ein altes Offiziersgebäude auf einem Kasernengelände, wo die Hobbymusizierenden nun wöchentlich zusammen Stücke übten. Für die zwei abschließenden Proben mit allen Teilorchestern zusammen reichten die Räume dann allerdings nicht mehr aus und so fanden diese draußen im Freien statt.

Damit wieder Schwung in den Verein käme und alle ein Ziel vor Augen hätten, wurde für den September ein Konzert in den Kalender gesetzt. Allzu viel von den IMPULS-Fördergeldern, so Wittenberger, mussten sie bis dahin gar nicht verwenden. Eine der ersten Investitionen waren schließlich Kostüme für die Tanzgruppe AkzepTanz. „Wir sind vor einigen Jahren schon einmal mit ihnen aufgetreten“, so Wittenberger. Nun konzertierte das Orchester im September erneut zusammen mit dem Ensemble. Der Ort: der Platz vor dem Schloss Babenhausen. Die Auflagen: 3G plus für alle auf und vor der Bühne. Die Gäste: etwa hundert bis zweihundert Zuschauer*innen. Der Eintritt war frei, wer mochte, konnte spenden. Gespielt wurde teils neues, teils bereits bekanntes Repertoire. Das Fazit war positiv und im Anschluss konnte es gleich an die nächste Revitalisierungsaktion für das Blasorchester gehen.

 

Eine erste CD-Einspielung

Eine eigene CD wollten die Verantwortlichen aufzeichnen, mit allen Teilorchestern. In dieser Form gab es das im Verein bisher noch nie. „Die Idee war, dass wir etwas machen, was sonst nicht möglich wäre“, resümiert Wittenberger. Jetzt wurden die IMPULS-Fördergelder intensiv genutzt. Nach Auswahl von vier Kompositionen für die Aufzeichnung, etwa der „Black River Overture“ von Thomas Doss und „Zauberland“ von Kurt Gäble, mussten zunächst einmal die Notensätze gekauft werden. Anschließend organisierten die Verantwortlichen für jedes der drei Teilorchester ein Probenwochenende, um die Stücke intensiv zusammen vorzubereiten. Die jüngsten Musiker*innen im Jugendorchester konnten durch die Fördergelder fast kostenfrei an ihrem Probenwochenende teilnehmen. In der Erwachsenenbläserklasse erhielten die beiden Teilgruppen der Holzbläser und der Blechbläser jeweils eigene Workshops von Dozent*innen.

Gezielte Vorbereitung erhielt außerdem das Große Orchester. Fünf Dozent*innen – meist Musiker*innen oder Musiklehrer*innen – wurden eingeladen, um in intensiven Workshops mit Teilgruppen zu arbeiten. Aus dem zur Verfügung gestellten Förderbudget konnten allen entsprechende Honorare gezahlt werden. Sarah Werner probte mit den Trompeter*innen, Sven Rathmann mit den Musiker*innen im tiefen Blech (Tuba, Posaunen und Euphonium), Ute Krönung mit den Flötist*innen, Klarinettist*innen und Oboist*innen, Willi Genßler mit den Mitgliedern an Saxofonen und Fagott, und der Orchesterdirigent Philip Bräutigam mit den Hornist*innen.

Für die Aufzeichnung der vier Stücke ging es im Dezember alsbald in die Stadthalle. Tontechniker Sebastian Wukits konnte die gesamte tontechnische Betreuung von der Aufnahme über das Mischen bis zur Abgabe ans Presswerk übernehmen. Sein Honorar wurde aus dem Förderbudget von IMPULS finanziert, ebenso wie die Bezahlung des Presswerks. Insgesamt 150 CDs wurden hergestellt. Ende Januar 2022 konnte der Verein sie entgegennehmen. Als motivierendes Andenken erhielten alle Musiker*innen der Orchester eine davon, womit die Hälfte der CDs bereits ihre Verwendung gefunden hat. Die andere Hälfte bietet der Verein Interessierten zum Verkauf an. Wie Wittenberger resümiert, ist der Neustart wie gewünscht gelungen und alle sind wieder motiviert bei der Sache. Drei neue Mitglieder haben sich ebenfalls angeschlossen, sie musizieren jetzt in der Erwachsenenbläserklasse.

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