Ein musikalischer Stadtrundgang weckt Hoffnung

Hundert Jahre in die Zukunft

Der Chor Hay-Fidelity des Liederkranz Hayingen e.V. macht einen musikalischen Stadtrundgang.

Ensemble / Organisation
Liederkranz Hayingen e.V. – Chor Hay-Fidelity
Projekttitel
Unsere Stadt in 100 Jahren
Bundesland
Baden-Württemberg
Fördersumme
14.997 EUR
Genre
Vokal
Social Media / Website
Hay-Fidelity

“Am Sonntag, den 20. November konnte der Chor Hay-Fidelity die ausgefallene zweite Aufführung des musikalischen Stadtrundganges „Unsere Stadt in 100 Jahren“ nachholen. Was für ein Glück: Pünktlich zu Beginn um 13:30 Uhr zeigte sich das Wetter von seiner herrlichsten Herbstseite und hielt während der gesamten Aufführung an. Unser positives Denken hat recht behalten! Ein herzliches Dankeschön an die zahlreichen Zuhörer*innen, die sich von wechselnden Wettervorhersagen nicht abhalten ließen, um den Chor auf ihrem Rundgang zu begleiten. Ihr gespanntes Zuhören und Ihr begeisterter Applaus hat uns sehr berührt und ist uns Ansporn für die Zukunft in „eine regenbogenbunte Welt“.”

Projektmediathek

Optimismus dank Vokalmusik

Mit dem eigenen Singen anderen Mut machen für die Zukunft. Mit der eigenen Stimme anderen richtig gute und hoffnungsvolle Nachrichten überbringen… So in etwa lässt sich das Projekt „Unsere Stadt in 100 Jahren“ zusammenfassen. Der Liederkranz Hayingen hat es 2022 mit seinem Chor Hay-Fidelity mit Hilfe einer IMPULS-Förderung auf die Beine gestellt: Das Publikum geht dabei gemeinsam durch die Stadt, macht an Stationen Halt und hört das Ensemble. Der Chor singt von Zuversicht und von Wünschen und Gedanken, die unmittelbar für die kommenden Generationen wahr werden könnten. Die erwartungsvollen Lieder sind dabei allesamt Neukompositionen.

 

Sich miteinander auf den Weg machen

Chorleiter Manfred Zmeck hatte den Mitgliedern von Hay-Fidelity erste Überlegungen zum Projekt lange im Vorfeld vorgestellt. Zmeck ist voller Vertrauen, dass die Menschen die Welt – trotz gegenwärtiger Krisen – zum immer Besseren hin gestalten werden. Allerdings braucht es dafür schon heute tatkräftige Fantasie. „Wir können uns besser in eine positive Zukunft entwickeln, wenn wir ein lebendiges Bild von dieser Zukunft haben“, sagt Manfred Zmeck. In Worten und Musik – einer Art Oratorium – ließe sich dieses Bild vielleicht am ehesten zeichnen. Beim Chor stieß Zmeck mit diesen Überlegungen auf Begeisterung. Es entstand die Idee eines musikalischen Stadtrundgangs durch Hayingen, den staatlich anerkannten Luftkurort mit etwas über 2.000 Einwohner*innen auf der Schwäbischen Alb.

 

Dramaturgie nach Standort

Das Libretto lieferte Profitexterin Lucia Reichard. Manfred Zmeck komponierte die Lieder. Regisseur Franz Xaver Ott erarbeitete gemeinsam mit einer Sängerin des Chores, die als Sprecherin auftrat, die Textpräsentation und lieferte die szenische Einrichtung, damit das Stück bei den jeweiligen Standorten anschaulich überzeugen konnte. Beim Halt an der Schule etwa ging es ums Thema Bildung. In hundert Jahren könnten hier ganz neuartige Schulfächer wie „Naturschutz, Lebensmut und Mitgefühl“ unterrichtet werden. Eine Sprecherrolle verknüpfte die sehr sensibel-philosophisch gehaltene Geschichte mit dem Chorgesang, der 4-stimmig teils a cappella, teils mit Klavierbegleitung quasi die kommentierenden Emotionen zum Ganzen beisteuerte: „Musik überdauert die Zeit, klingt unendlich weit, ist für die Ewigkeit.“

Entscheidend fürs Gelingen eines solchen musikalischen Stadtrundgangs sind zügige Abläufe der Darbietungen an den Stationen. Der Chor ist hierbei auch Darsteller, ähnlich einem Opernchor auf der Bühne. In Hayingen bespielte der Chor die Stationen im Wechsel mit Blechbläsern der Stadtkapelle, was die Vorbereitung des jeweils nächsten Einsatzes wie aufbauen, aufstellen, anstimmen gut entspannte.

 

Proben und Übehilfen

Ein Trailer zum Projekt wurde in der Pandemiezeit einstudiert. Es gab Zoom-Sitzungen und Proben mit Masken. Audio- und Videoaufnahmen wurden mit allen Sänger*innen einzeln erstellt und dann zusammengefügt. Da das Proben auch unter Pandemiebedingungen nicht ins Stocken geraten sollte, wurden Übfiles mit eingesungenen Stimmen und Videos erstellt, mit denen alle für sich zu Hause lernen konnten. In den Filmen werden die Stimmen einzeln vorgesungen, synchron zur angezeigten Partitur, die man mitlesen kann. Erstellt wurden die Videos mithilfe der IMPULS-Förderung, die auch die Honorarkosten für Text, Komposition und Regie des musikalischen Rundgangs übernahm. Andere Ensembles, die das Werk gerne kennenlernen oder aufführen möchten, können sich an Manfred Zmeck wenden und die im Internet bereitgestellten Übehilfen nutzen.

 

Risiko Open-Air

Mit insgesamt etwa 320 Zuhörer*innen waren die beiden Aufführungen im Oktober und November 2022 bestens besucht. Viel mehr Publikum würde eventuell schwerfällig und unübersichtlich werden. Das besondere Konzertformat des Rundgangs hat seine Tücken. Ein alternativer Ausweichspielort im Trockenen ist für den Fall, dass es Dauerregen gibt, sehr zu empfehlen. Den Titel würde Manfred Zmeck bei einem nächsten Mal übrigens anders wählen. Denn „Unsere Stadt in 100 Jahren“ lässt den einen oder anderen vielleicht vermuten, es würden bei einem Rundgang konkrete stadtplanerische Vorhaben präsentiert. Das aber war das Konzert nun gerade nicht. Vielmehr wurden allgemein spürbare Hoffnungen gemeinsam erlebbar gemacht. Dass Vokalmusik das kann, hat das Projekt eindrucksvoll bewiesen.

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