Amateurmusik für die Fläche

Traumhafte weite Landschaften hat die Westküste Schleswig-Holsteins zu bieten. Doch so schön, wie es ist: Die Kultur hat es dort im ländlichen Raum nicht immer einfach. Zum Beispiel haben Amateurmusiker*innen, die in einer Bigband spielen wollen, nur wenige Ensembles, wo sie mitmachen können. Und für die Proben müssen sie in aller Regel lange Wege zurücklegen. Gut, dass deshalb die Jazzcoast Big Band mittels IMPULS-Förderung für ein verlässliches Netzwerk sorgt. Die Formation hält trotz großer Distanzen zwischen Husum, Leck im Westen und Flensburg im Osten bestens zusammen.

Videofilm und Webauftritt

Für gute Kommunikation im Verein ist eine ansprechende Internetseite unerlässlich. IMPULS förderte deshalb sowohl die Überarbeitung der Website sowie ein Video-Projekt, das die Probenarbeit und die Konzerte filmisch festhielt. Der Video-Clip dient fortan nicht zuletzt online als gutes Werbemittel.

Ursprünglich Jazzcoast-Orchestra

Aus der Idee der Vernetzung entstand bereits vor über 20 Jahren ein Ensemble. Es nannte sich zunächst Westcoast Orchestra, dann Jazzcoast-Orchestra. Es feierte etwa mit „Flensburg singt Sinatra“ 2017 große Konzerterfolge. Zwei Jahre darauf legte das Ensemble allerdings wegen bandinterner Unstimmigkeiten eine Pause ein, was beinahe das Aus bedeutet hätte. Denn die Corona-Pandemie brachte das Jazzen zum Erliegen. Es brauchte einen Neustart, um sowohl alte Kontakte wiederzubeleben als auch neue hinzuzugewinnen. Als sichtbares Zeichen, dass es als Reloading losging, gab sich die 21-Leute-Formation den neuen Namen „Jazzcoast Big Band“.

Ansporn durch Probenwochenende

Dank IMPULS-Mittel fand sich die Bigband im Mai 2023 in der Bildungseinrichtung Nordsee Akademie Leck zusammen und probte ein Wochenende lang mit intensiver Unterstützung spezialisierter Jazz-Dozierender. Und siehe da: Alles klang wieder nach dem guten alten Sound. Moderne Bigband-Standards wie „Strike Up the Band“ von Count Basie wurden als klassische Swing-Tempo-Nummern einstudiert, ebenso etwas ruhigere Titel wie „Hay Burner“ von Sammy Nestico. Auch Pop-Arrangements von den Beatles und Earth, Wind & Fire standen auf dem Probenplan. Natürlich war die Video-Kamera beim Probenwochenende auch dabei und sammelte Bildmaterial. Am Ende gab es mit dem erlernten Repertoire ein sensationelles Werkstattkonzert, das sowohl die 80 Zuhörer*innen als auch die Beteiligten selbst vollauf begeisterte. Musikalisch feierte die Jazzcoast Big Band damit ihr postpandemisches Comeback.

Netzwerk mit allen Mitteln

Das organisatorische Comeback folgte auf dem Fuße. Beim Koordinieren und Abstimmen, sogar für Vorstandssitzungen, sind Zoom-Konferenzen und andere digitale Kommunikationsmittel das A und O. Es erspart den Mitgliedern viel Fahrerei. Bei den Proben aber geht das natürlich nicht. Hierfür trifft man sich wöchentlich dienstags in einer Schule in Flensburg. Es gibt Fahrgemeinschaften, denn die Musiker*innen aus Nordfriesland und aus Dänemark haben lange Anreisen. Mittels IMPULS konnten für die Dienstagsproben einige Coachings finanziert werden, was den Bandmitgliedern ebenfalls enormen Ansporn fürs zukünftige Proben lieferte.

Begegnungskonzert

Durch die IMPULS-Förderung wurde noch eine weitere wichtige Vernetzung zu anderen Jazzer*innen in Schleswig-Holstein unterstützt. Die Jazzcoast Big Band gab nämlich in Lübeck ein begeistert gefeiertes und selbstverständlich auch per Video dokumentiertes Begegnungskonzert zusammen mit der Big Band Bad Schwartau, in der ebenfalls Amateur*innen swingen und jazzen. Schleswig-Holstein hat im Bereich Jazz keinen übergreifenden Verband oder ähnliches. Für den Erfahrungsaustausch und das gegenseitige Informieren sind diese Kontakte deshalb äußerst hilfreich und werden nachhaltig weiterwirken. Wie innig die Jazzer*innen da im hohen Norden zusammenhalten, kann man sehen und hören, nämlich im Video-Clip. Unbedingt anschauen!