Ein großes Chorfest hat sich der Kehrwiederchor im niedersächsischen Söhlde bereits seit dem Jahr 2019 vorgenommen. Schließlich stand für 2022 das 45-jährige Jubiläum des Kinderchors im Kalender. Mit der Covidpandemie kam aber zunächst einmal alles anders. So wie bei vielen Ensembles wurde lange Zeit entweder gar nicht mehr oder nur digital geprobt. Dann allerdings wurden die Einschränkungen nach und nach gelockert, Chorleiterin Dagmar Wortmann wurde auf das IMPULS-Förderprogramm aufmerksam und beschloss, diese Gelegenheit gleich zu nutzen. Durch die vielen Probenausfälle und Unsicherheiten war der Chor geschrumpft. Statt bis zu 55 Sänger*innen zwischen sechs bis 19 Jahren waren zeitweise nur noch 35 dabei. Daher wollten die Verantwortlichen nun gegensteuern. “Wir nähern uns jetzt langsam wieder dem Vor-Corona-Niveau”, berichtet Wortmann in einem telefonischen Gespräch im Oktober. Die für den Zeitraum von Januar bis Oktober 2022 beantragte und alsbald zugesagte IMPULS-Förderung wollte der Verein für das bereits lange anvisierte Chorfest nutzen und dadurch auch wieder mehr junge Leute zum Mitmachen bewegen.

Junge Chöre aus nah und fern

Entsprechende Einladungen brachten eine ganze Reihe von Kinder- und Jugendchören aus der näheren und weiteren Umgebung vom 30. September bis 3. Oktober 2022 in die ländliche Gemeinde Söhlde und benachbarte Städte. Ein Großteil reiste aus verschiedenen Teilen Deutschlands an, etwa aus Melle, Wunsiedel, Hamburg und anderen Orten. Einer der Gastchöre machte sich sogar aus dem niederländischen Den Haag auf den Weg. Die insgesamt vier Festivaltage unter dem Titel “Hör Mal” wurden in Söhlde ab dem Jahresanfang vorbereitet, um schließlich bis zu 260 junge Leute aus insgesamt zwölf Chören auf die Bühne zu bringen.

“Ohne die Förderung hätte das Festival in dieser Form nicht stattgefunden”, ist Wortmann sicher. Ein, zwei Chöre hätten sie in Söhlde eventuell auf die Bühne gebracht, mehr wahrscheinlich nicht. Teile des viertägigen Festivals konnten dann noch weitgehend aus anderen Quellen finanziert werden. Im Mittelpunkt der IMPULS-Förderung stand vor allem das Konzert am 2. Oktober in der Bördehalle im Söhlder Ortsteil Hoheneggelsen. “Der wichtigste Posten waren Bühne und Technik”, berichtet Wortmann darüber. Neben Bühnenaufbau und Bestuhlung wurden vor allem Ton- und Lichttechniker herangezogen, um allen Beteiligten zu einem guten Sound und adäquater Beleuchtung zu verhelfen. Einige Noten für gemeinsame Lieder wurden von den Söhldern ebenfalls für alle teilnehmenden Chöre eingekauft. Und: Um das 45-jährige Jubiläum zu zelebrieren, ließen sie den Musiker Mirko Schelske ein ganz neues Lied schreiben, “Hör Mal”. Im Rahmen der vorbereitenden Proben gab Schelske auch einen Workshop für die jungen Sänger*innen des Kehrwiederchors. Er erhielt für seine Tätigkeit ein Honorar aus dem IMPULS-Förderbudget, so wie auch einige weitere Musikerinnen und Musiker, die am Ende das Konzert mitgestalteten. Musiker*innen an Klavier, Gitarre, Bass, Schlagzeug und ein Streichquintett waren zusammen mit den jungen Sänger*innen im Einsatz.

Ein Chorfest auf dem Land

Die vielen mit den Gastchören angereisten Sänger*innen konnten zu großen Teilen bei Familien in der Umgebung untergebracht werden. Bei allen war das allerdings nicht möglich, und so zogen die Söhlder außerdem einige Jugendherbergen im nahen Hildesheim heran. Auch diese Ausgabe wurde über das IMPULS-Budget getätigt.

Neben den gemeinsamen Liedern bestritten die Chöre große Teile ihrer Beiträge aus dem jeweils eigenen Repertoire. Das Konzert in Hoheneggelsen war mit 500 Zuschauer*innen gut besucht. “Das waren mehr als wir erwartet haben”, stellt Wortmann fest. Das Hauptkonzert in Hoheneggelsen wurde von den Verantwortlichen durch zusätzliche Aktivitäten eingerahmt und so zum mehrtägigen Festival ausgebaut. Bereits am 1. Oktober organisierten sie einen Begegnungstag in Hannover und nutzten ihn für Unternehmungen sowie ein erstes, kleineres Konzert. Am 2. Oktober begleiteten einige der Chöre im Vorfeld des großen Hauptkonzerts vormittags verschiedene Gottesdienste in Ortschaften der Umgebung. Am 3. Oktober fanden sich die Beteiligten dann noch einmal in Hildesheim auf dem Marktplatz zusammen, um dort einen informellen Open-Air-Auftritt für sich und die Passanten zu singen. Insgesamt erlebten die Beteiligten ihr Festival als gelungene Jubiläumsveranstaltung, an die sie in fünf Jahren gern wieder anknüpfen wollen.

Wie vorgesehen konnte die Veranstaltung einerseits dazu genutzt werden, Kontakte zu anderen jungen Chören aus dem In- und Ausland zu reaktivieren. Gleichzeitig konnte sich der Kehrwiederchor mit den Auftritten wieder in seiner Heimatgemeinde Söhlde und der Umgebung präsentieren, was vom Publikum entsprechend angenommen wurde. Da es den Kehrwieder-Kinderchor inzwischen seit 45 Jahren gibt, konnte mit dem Festival außerdem der Kontakt zu einigen Ehemaligen wiederhergestellt werden. So formierte sich eigens für das Konzert am 2. Oktober ein entsprechender Ehemaligenchor, für den manche Sänger*innen sogar aus dem Ausland anreisten.