Action, Herausforderung und Spaß

Mit dem Basketball tippen, auf Kunststoff-Wasserrohren trommeln und natürlich klatschen und klopfen. Und das alles nach Noten, die vorne an der Tafel angeschrieben sind. Beim „Rhythmus-Revier“, das Profimusiker Dominik Schad entwickelt hat, lernen Grundschulkinder aufeinander zu hören, Rhythmus zu fühlen und Notenwerte zu lesen. Einige „Basics“ also, die den jungen Menschen zum einen Lust aufs gemeinsame Musizieren machen und zum anderen ihnen den Einstieg in Musikverein, Posaunenchor oder Orchester erleichtern. Bei der Musikkapelle Deuchelried war man begeistert vom Konzept des „Rhythmus-Reviers“: Überzeugt war man vor allem, dass es spielerisch und gerne auch etwas turbulent zugeht, dass die Kinder dennoch gefordert werden und dass der Spaß dabei nie verloren gehen darf. Musikalische Bildung also, wie man sie sich wünscht.

Oberstes Ziel: Nachwuchsgewinnung

Für die Musikkapelle ist es gar nicht so leicht, Kinder und Jugendliche für sich als neue Mitglieder zu gewinnen. Denn die Gemeinde Deuchelried im Landkreis Ravensburg zählt 1.600 Einwohner*innen. Das ist überschaubar. Wichtig ist deshalb seit jeher die im Dorf ansässige Grundschule. In der Coronazeit war den Mitgliedern der Musikkapelle jedoch der Zugang zur Grundschule zwecks Werbung oder Instrumentenvorstellung verwehrt. Deshalb startete die Musikkapelle Deuchelried e.V. dank IMPULS-Förderung ihr Projekt „Rhythmus neu und wieder entdecken“ und die Rektorin der Grundschule ermöglichte, dass das „Rhythmus-Revier“ direkt im schulischen Musikunterricht, in Freistunden und in zusätzlichen AG-Schulstunden stattfinden konnte. Dafür allerdings brauchte es musikpädagogisches Personal, das in das Konzept und die Lehrmethoden eingearbeitet werden musste.

Coaching fürs „Rhythmus-Revier“

Zu diesem Zweck kam der „Macher“ des Rhythmus-Reviers, Dominik Schad, nach Deuchelried. Er coachte an mehreren Einzelterminen die Musikpädagogin Emma Geser, die der Musikkapelle ohnehin auch sonst als Dirigentin verbunden ist. Sie hatte an den vorgesehenen Tagen vormittags Zeit und konnte so die Aufgabe übernehmen, die Schüler*innen der dritten und vierten Klasse der Deuchelrieder Grundschule mit Workshops zum „Rhythmus-Revier“ zu versorgen. Das Angebot lief von Oktober 2021 bis Januar 2022, wobei der Coach Dominik Schad selbst nur ein bis zwei Mal zu den Workshops hinzukam, um Feedback und gegebenenfalls pädagogische Tipps zu geben. Ansonsten lief das Programm ganz eigenständig. Und mehr noch. Es gewann an Eigendynamik.

Ausweitung auf Kindergarten

Denn Musikpädagogin Emma Geser brachte auch für die U6-Jährigen im Kindergarten ein entsprechendes Angebot ein. Diese Altersgruppe ist ansonsten beim „Rhythmus-Revier“, wie es Dominik Schad konzeptioniert hat, nicht vorgesehen. Doch spielerisch grundlegendes rhythmisches Können zu erlernen, Körpergefühl und Teamfähigkeit zu entwickeln – das lässt sich auch im Kindergartenalter angehen. Begeisterte Eltern meldeten sich bei der Musikkapelle Deuchelried, sowohl Eltern von Kindergartenkindern als auch von Grundschüler*innen. Am liebsten sollten die Rhythmus-Workshops auch in Zukunft weitergehen. Da allerdings muss die Musikkapelle Deuchelried die Erwartungen etwas dämpfen, denn eine Herausforderung in der Zukunft wird darin liegen, wie sich ein Angebot wie das „Rhythmus-Revier“ finanzieren lässt.

Rhythmus für alle Generationen

In weiteren Workshops wurden von Dominik Schad auch Jung-Musikant*innen sowie ältere Mitglieder der Musikkapelle gecoacht. Ein ganzes Wochenende von je morgens um 9 bis abends 18 Uhr haben sich die Ü10- bis 70-jährigen Erwachsenen in mehreren Kleingruppen in die spannende Welt des Rhythmus begeben. Bei unzähligen Dreier- oder Vierer-Beats, Taktwechseln, Synkopen und komplexen Grooves sind auch erfahrene Mitglieder an ihre – vermeintlichen – Grenzen geführt worden. Vermutlich muss man es selbst erlebt haben: Aber über Rhythmus lassen sich nicht nur musikalische Grundlagen vermitteln. Über Rhythmus lässt sich auch bestens der musikalische Kosmos erforschen. Man kann sein virtuoses Geschick ebenso trainieren wie man sich selbst, seinen Charakter und seine Emotionen ausdrücken kann. Und weil Schlagwerke von Draufhauen bis Streicheln spieltechnisch verhältnismäßig einfach zu handhaben sind, ist musikalische Bildung in punkto Rhythmus auch immer recht niederschwellig. Alle können mitmachen.

Für die Zukunft – oder wenn es nochmals ein solches Projekt gäbe – wünscht sich die Musikkapelle Deuchelried deshalb, auch Menschen zum Rhythmus-Revier einzuladen, die noch gar keinen Kontakt zur Musikkapelle oder überhaupt zur Musik haben. Man könnte in Sportvereinen oder anderen Initiativen im Dorf dafür werben. Das war zwar genau so bereits beim abgelaufenen Projekt geplant und es wurden auch Flyer gedruckt. Allerdings sprang darauf niemand an. Vermutlich müsste man hierfür doch noch ein bisschen mehr aufeinander zugehen und erklären.