Vogelhäuschen für die Gemeinschaft

Zusammenhalten in der Chorgemeinschaft
MGV Liedertafel Eschenbruch e.V. probte online via Jamulus-Server und bemalte offline Vogelhäuschen
Trotzdem singen und durchhalten
Gleich zwei Ideen hatte der MGV „Liedertafel” Eschenbruch e.V. inmitten der Corona-Pandemie, um trotz eingestellter bzw. eingeschränkter Probenmöglichkeiten zusammen zu singen oder überhaupt zusammen zu sein. Und ohne die IMPULS-Förderung dafür, so vermutet Projektkoordinatorin Gabriele Vennenkötter, hätte der Chor die schwierige Zeit nicht überlebt.
Im Lockdown wurde den Vokalensembles das gemeinsame Singen in normalen Präsenzproben verboten. Wie viele andere Chöre wich man auch in Eschenbruch auf Proben im virtuellen Raum aus. Chorleiterin Daniela Palma versuchte es zunächst mit Zoom-Videokonferenzen, wobei hier wegen der leicht zeitverzögerten Datenübertragungen gemeinsames Musizieren nicht möglich ist. Idee Nummer eins war deshalb, auf die Software Jamulus umzusteigen. Dafür musste ein „zentraler“ Server eingerichtet werden, mit dem sich die Chormitglieder verbinden konnten. Voraussetzung dafür allerdings ist, dass alle Teilnehmenden einen LAN-Anschluss haben und natürlich ein Mikrofon.
Jamulus eignet sich gut für Chöre
Zudem müssen sie die Software Jamulus auf ihrem Rechner installieren. Zugegeben: Mit dem Einrichten haben sich nicht alle Chormitglieder leicht getan. Schlussendlich haben es aber dank gegenseitiger Unterstützung alle hinbekommen, auch Jüngere wie Ältere, bei denen es anfangs gar nicht geklappt hatte. Das virtuelle Proben ist freilich mit Einschränkungen verbunden. Die Internetversorgung in der 500-Einwohner-Gemeinde Eschenbruch im ländlich geprägten Kreis Lippe ist nicht immer verlässlich stark. Mitunter brach die Leitung bei Einzelnen ab. Doch durch die motivierende Chorleitung gelangen insgesamt spannende Proben, die lange in Erinnerung bleiben werden. Die „Liedertafel“ hatte per Jamulus sogar gemeinsam Stimmbildung trainiert. In Kleingruppen klappte das ganz gut.
Unter Umständen kann Jamulus auch jenseits der Pandemie genutzt werden. Man könnte etwa Proben hybrid abhalten und einzelne Chormitglieder, die – zum Beispiel aus gesundheitlichen Gründen oder aufgrund eingeschränkter Mobilität – nicht zur Präsenzprobe erscheinen, per Jamulus zuschalten. Die Infrastruktur dafür wäre vorhanden. Dazu gehört zum Beispiel das angeschaffte digitale Klavier, das an den Server für direkte Übertragung ohne Zeitverlust angeschlossen werden kann.
Das als Open-Source-Software verfügbare Jamulus hat der „Liedertafel“ über die Pandemie geholfen. Das virtuelle Proben war ein voller Erfolg. Doch fürs tatsächliche Gemeinschaftserlebnis – das, was Chorsingen im Innersten ausmacht – reichte Jamulus und die Online-Vernetzung dennoch nicht aus. Chormitglieder treffen sich halt gerne direkt miteinander. Dafür hielt schließlich Idee Nummer zwei her.
Vogelgesang und gemeinsam basteln und bemalen
Der MGV „Liedertafel“ teilt sich in einen gemischten Chor mit Männern und Frauen und in ein reines Frauenensemble. Letztere ließen sich vom Vogelgesang inspirieren. Während im Lockdown den Menschen das Singen verwehrt war, konnten die Vögel im Wald und auf dem Feld ungestört weiterzwitschern. Das nahmen sich die Frauen der Chormitglieder als Sinnbild: Um den Vögeln etwas Gutes zu tun, bauten sie über den Sommer in zwanglosen Treffen bei einem Chormitglied im Garten mehrere Vogelhäuschen und bemalten sie. Alles coronakonform, jeweils mit Abstand und draußen an der frischen Luft. Das Werkeln diente dem Zusammenhalt und nicht zuletzt dem Austausch über die virtuellen Proben, die ja über viele Wochen parallel dazu liefen. So haben sich die Chormitglieder gegenseitig gestärkt, quasi „Sänger*innen für Sänger*innen“, wie ja auch der Projekttitel lautete.
Die Vogelhäuschen wurden denn auch in einem Blumenladen ausgestellt, womit wiederum für die „Liedertafel“ um neue Mitglieder geworben wurde. Das soll nochmals bei einem „Herbstbazar“ geschehen, wobei die Vogelhäuschen dann auch gekauft werden können, weil es schließlich in den Winter geht und die Vögel sich über eine Futterstätte freuen. Bis sie dann das nächste Mal zwitschern, ist Corona – so hofft man nicht nur in Eschenbruch – endgültig passé.