Das wilde Pack – Ein Musical gegen Mitgliederschwund

Ein Musical für junge Leute – Musikforum Kastellaun

Das Musikforum Kastellaun fand schade, dass der A-Chor der Kinder ab 10 Jahren während der Covidpandemie enorm schrumpfte. Finanziert durch eine IMPULS-Förderung brachten sie daher im Herbst ein Jugendmusical auf die Bühne.

Ensemble / Organisation
Musikforum Kastellaun e.V.
Projekttitel
Musical "Das wilde Pack"
Bundesland
Rheinland-Pfalz
Fördersumme
9.700 EUR
Genre
Vokal
Social Media / Website
Webseite Musikforum Kastellaun

“Mit ihrer Aufführung des Musicals “Das Wilde Pack” begeisterten der A-Chor der Kastellauner Kirchturmspatzen und die Schülerinnen und Schüler der ehemaligen Chorklasse am Herzog-Johann-Gymnasium Simmern das Publikum im Kastellauner Tivoli. Nach monatelanger Probearbeit und einem Probewochenende im Haus Wasserburg in Vallendar freuten sich die Kinder und ihr Chorleiter Volker Klein, dass die Live-Aufführung stattfinden konnte und ein voller Erfolg war.”

Mehr junge Chormitglieder hatten die Verantwortlichen des Musikforums Kastellaun im Sinn, als sie eine IMPULS-Förderung beantragten. Beim Musikforum und der dort angesiedelten Chorakademie geht es ums Singen, und das für alle Altersgruppen. Eine ganze Reihe von Chören befasst sich mit klassischem, geistlichem und populärem Repertoire. Sie proben regelmäßig und treten bei Konzerten in der Umgebung auf, jedenfalls dann, wenn diese Möglichkeiten nicht gerade wegen der Covidpandemie eingeschränkt sind.

Volker Klein ist künstlerischer Leiter des Musikforums und der Chorakademie. Er ist Musikwissenschaftler, Kirchenmusiker, Chor- und Orchesterleiter und arbeitet seit vielen Jahren mit den Chören der Chorakademie. Während der Pandemie stellten er und das Team des Musikforums fest, dass fast alle Ensembles trotz der reduzierten Proben- und Auftrittsmöglichkeiten relativ stabile Mitgliederzahlen hatten. Vor allem ein Ensemble gab ihnen allerdings zu denken: der A-Chor für Kinder und Jugendliche ab 10 Jahren. Dort sank die Zahl der Mitglieder rapide. Waren vor der Pandemie bis zu 40 Kinder dabei, nahmen an mancher Online-Probe per Konferenzsoftware nur acht bis zehn teil. Die IMPULS-Förderung wollte der Verein daher nutzen, um diesen Chor für die jungen Leute wieder interessanter zu machen.

 

Kooperation mit dem Gymnasium

Dafür wollten sie auch Schüler*innen einer Chorklasse aus dem Gymnasium im nahegelegenen Simmern einladen. Als Repertoire für das Vorhaben wurde das etwa einstündige Jugendmusical “Das wilde Pack” ausgewählt. Stimmbildung und abgestufte Probenformate sollten gegen Jahresende eine Aufführung ermöglichen. Wie Volker Klein in einem Telefonat im Mai berichtet, hat die Umsetzung großenteils geklappt. Mit Musicals für Kinder und Jugendliche haben sie an der Chorakademie bereits einige Erfahrung, wie Klein beschreibt, aber: “In dieser Größenordnung haben wir das mit dieser Altersgruppe bisher noch nicht gemacht.” Als das Fördervorhaben zugesagt war, mussten die Teilnehmer*innen ab August 2021 zuerst weiter online proben. Zusätzlich erhielten alle eigens angefertigte Dateien mit Übetracks, damit sie ihre Parts auch zu Hause üben konnten. Aus dem A-Chor machten 20 junge Leute mit, weitere sechs konnten als Gäste hinzugewonnen werden. Von der Chorklasse des Gymnasiums in Simmern waren acht Kinder dabei. Die dort zuständige Musiklehrerin beteiligte sich ehrenamtlich an der Kooperation mit der Chorakademie.

Wenige Wochen nach dem Start ging es nach entsprechenden Lockerungen der Covid-Vorgaben mit Vor-Ort-Proben weiter. Die Teilnehmer*innen im Alter von neun bis 14 Jahren probten zunächst in zwei Gruppen von jeweils etwa 15 Sänger*innen. Zum Versuch, im Freien zu üben, hat Klein allerdings ein gemischtes Fazit: “Das ist akustisch schon etwas schwierig.” Der Schall verlor sich in der Umgebung, zumal alle auch draußen einen Abstand von eineinhalb Metern einhielten. So fanden die meisten Proben doch im Pfarrsaal statt, der von den Chören der Akademie als Probenraum verwendet wird. Im Sinne einer guten Belüftung blieben die Fenster durchgehend geöffnet. Insgesamt dreieinhalb Monate dauerte die Probenphase mit wöchentlichen Gruppenproben und individuellem Üben zu Hause. Intensiv konnten sich alle zusammen noch einmal beim Probenwochenende im Haus Wasserburg in Vallendar mit der Musical-Vorbereitung befassen. Dort erhielten die Teilnehmer*innen und vor allem die Solist*innen zusätzlich Stimmbildung von der freiberuflichen Sängerin und Gesangslehrerin Sarah Hickethier, die ebenfalls Mitglied im Team der Chorakademie ist.

 

Auftritt in der Stadthalle – und digital

Mit Blick auf die zu dieser Zeit bereits wieder höheren Infektionszahlen freuten sich alle, dass die Aufführung in der Stadthalle “Tivoli” in Kastellaun am 21. November 2021 noch wie vorbereitet stattfinden konnte. Der Verein engagierte dafür eine Band aus Berufs- und Hobbymusiker*innen aus der Umgebung, außerdem Ton- und Lichttechniker*innen. Musiker*innen, Techniker*innen und die Stimmbildnerin erhielten Honorare, die ebenfalls über die IMPULS-Förderung finanziert werden konnten. Darüber hinaus wurde Material für die Kulissen eingekauft. Ehrenamtliches Engagement kam für die Regie und Schauspielproben hinzu. Ebenfalls durch Ehrenamtliche gelang die Anfertigung der Kulissen und Kostüme. Von denen waren die Verantwortlichen so angetan, dass sie nun alles für eine eventuelle weitere Verwendung aufbewahren. Etwa 200 Zuschauer*innen besuchten den Auftritt unter den geltenden Bestimmungen zum Infektionsschutz, mit Mindestabstand, Masken und 2-G-Zugangsregelung.

Das Musical fand bei Teilnehmer*innen und Publikum viel Anklang und soll bald noch in anderer Form Gestalt annehmen. Eine Videoversion, zusammengestellt aus Einzelaufnahmen, war ursprünglich gleich für den Anfang des Fördervorhabens vorgesehen. Schon im August wollte der Verein aus den Aufnahmen der Teilnehmer*innen ein Video erstellen, das auf dem Online-Videoportal YouTube gezeigt werden könnte. Dieser Teil des Vorhabens lief dann aber doch ein wenig anders, wie Klein berichtet: “Das haben wir unterschätzt, die ton- und videotechnische Bearbeitung laufen derzeit noch.” Anders als zuerst angedacht zeichneten die Sänger*innen ihre Parts nicht zu Hause auf, sondern wurden einzeln in den Proberaum eingeladen. Damit gelang die Umsetzung aller Einzelvideos, aus denen jetzt nach und nach ein Gesamtvideo mit Split-Screen, Soundmischung und zusätzlichen Illustrationen entsteht.

Die Bearbeitung erwies sich als aufwendiger als vermutet und so wurde ein Tontechniker des SWR für die tontechnische Bearbeitung angefragt. Eine frühere Chorsängerin, die Musik und Medien studiert, übernahm die Videobearbeitung. Eine Schülerin an der ortsansässigen Gesamtschule erstellt die Illustrationen. Etwa im Juli soll der einstündige Film fertig und auf YouTube zu sehen sein. Vorher organisiert der Verein für alle Beteiligten einen Nachmittag in Simmern, um den Film im dafür angemieteten Kino vorab zu sehen. Dank der Tatsache, dass einige der Gastsänger*innen geblieben und auch neue Mitglieder hinzugekommen sind, hat der A-Chor der Akademie nun einige Monate nach der Musicalaufführung wieder etwa 30 Sänger*innen.

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