Der Musikverein Schnaitsee hat ein Angebot, das alle Altersgruppen von den Jüngsten bis zu den Senior*innen adressiert. Entsprechend ist eine ganze Reihe von Kapellen Teil des Vereins, unter anderem eine Jugendkapelle, eine Ü30-Kapelle und die Musikkapelle. Den Frust, wegen covidbedingter Einschränkungen Proben und lange vorbereitete Auftritte absagen zu müssen, kennen sie dort gut. Auch aus den Konzerten zum 30-jährigen Vereinsjubiläum wurde nichts. “Wir hatten 2020 ein großes Fest geplant, haben es verschoben auf 2021, aber leider hat es in beiden Jahren nicht stattgefunden”, berichtet Wolfgang Kinzner. Der 37-Jährige ist seit bald drei Jahrzehnten im Verein, also fast sein ganzes Leben, spielt Tuba und Tenorhorn und war einige Zeit erster Vorsitzender.

Eine Musikerin aus einem anderen Verein machte ihn und die Musikkapelle Schnaitsee auf das IMPULS-Förderprogramm aufmerksam. Es war August 2021 und hinter den Hobbymusiker*innen lag eine lange Zeit, in der sie kaum geprobt oder konzertiert hatten. Das nun entdeckte Förderangebot nutzten sie als Gelegenheit, sich Gedanken zu machen, wie das Jahr 2022 gestaltet werden könnte. Die Schnaitseer nahmen sich mehrere Probenwochenenden und Konzerte vor. Durch die Verantwortlichen des IMPULS-Programms sahen sie sich gut beraten, der erforderliche Antrag war bald gestellt und die Förderung schnell zugesagt. Als es Anfang diesen Jahres an die Umsetzung ging, gab es wegen der zu dieser Zeit hohen Erkrankungszahlen aber noch pandemiebedingte Einschränkungen. So musste der Musikverein erst einmal überhaupt einen regelmäßigen Probenbetrieb in Gang bringen. Ein Gasthaus in Schnaitsee konnte weiterhelfen. Im dortigen Saal konnten unter Einhaltung der Abstandsvorgaben bis zu 30 Musiker*innen zusammen ihre Proben abhalten. Im normalerweise genutzten Proberaum wären es nur bis zu 10 Spieler*innen gewesen, und so zog der Verein gern in den Gasthaussaal.

Workshops und erste Auftritte

Im März ging die Jugendkapelle mit Dirigent Christoph Müller auf ein Probenwochenende nach Marquartstein. Eingeladen wurde dafür außerdem die Jugendkapelle aus dem benachbarten Heldenstein. In einem Workshop übte Trompeter Thomas Straub als Dozent mit den jungen Musiker*innen. Abgesehen vom Musikalischen sollten die jungen Leute Möglichkeiten erhalten, zusammen Zeit zu verbringen und etwas zu unternehmen. Gleich im Anschluss, Mitte März, fand ein Auftritt der beiden Jugendkapellen in Schnaitsee statt.

Eine Woche darauf machte sich die Musikkapelle Schnaitsee mit Dirigent Rupert Schmidhuber auf den Weg nach Freyung-Grafenau für ein Probenwochenende an der dortigen Volksmusikakademie. Für Workshops mit verschiedenen Teilgruppen luden sich die Musiker*innen fünf Dozent*innen ein. Die Flöten übernahm Michaela Bernhart, die Flügelhörner Peter Weber und die Klarinetten Sebastian Thiel. Mit dem tiefen Blech arbeitete Elmar Walter, Training für Schlagzeug und Percussion gab es von Robert Zunhammer. Etwa 40 der Vereinsmitglieder konnten an dem Probenwochenende teilnehmen. Wie Kinzner berichtet, gab es zu dieser Zeit immer wieder Ausfälle wegen Covidinfektionen, sonst wären es mehr gewesen.

Die angestrebten Frühjahrskonzerte konnten mit entsprechenden Vorgaben trotzdem stattfinden. Am 23. und 24. März traten in der Turnhalle Waldhausen verschiedene Besetzungen auf. Sowohl die Musikkapelle der Erwachsenen als auch die Jugendkapelle, das Vororchester, die Bläserklasse und die zwei Ü30-Bläserklassen präsentierten ausgewählte Stücke. „Im Wesentlichen hat alles so funktioniert, wie wir uns das im vergangenen Herbst vorgenommen hatten“, so Kinzner. Dass möglichst viele der Gruppierungen etwas auf die Bühne bringen, diesen Ansatz behielten die Organisator*innen auch im Sommer bei.

Sommerkonzerte

Zunächst ging es im Juli noch einmal nach Freyung-Grafenau an die Musikakademie, dieses Mal für die aus den zwei Ü30-Klassen neu zusammengesetzte Ü30-Kapelle mit Dirigent Rupert Schmidhuber. Als Dozent*innen mischten Nadja Schopf für die Holzbläser und Schlagzeuger Harald Rüschenbaum für Rhythmustraining mit.

Am 22. Juli schließlich machte sich in Schnaitsee als erstes die Musikkapelle auf zum Dorfplatz für ein Open-Air-Konzert. Zu diesem Auftritt wurde auch das befreundete Musikerduo von Christoph Müller und Thomas Beer auf die Bühne eingeladen. Am 24. Juli präsentierten sich dann Musiker*innen der anderen Besetzungen, etwa des Jugendorchesters und der Ü30-Kapelle, bei einem musikalischen Frühschoppen.

Für die zahlreichen Hobbyspieler*innen und ihr Publikum waren die gelungenen Probenwochenenden und insbesondere die gespielten Konzerte ein willkommener Beweis, dass nun wieder ein Vereinsleben vor Ort stattfinden konnte. Das meiste davon wurde durch die IMPULS-Förderung finanziert. „Der Hauptteil waren die Unterkünfte, die Kosten für den Bus, die Honorare für die Dozent*innen und für Noten“, resümiert Kinzner. Für die Mitglieder konnten die Probenwochenenden im Wesentlichen kostenfrei angeboten werden. Die Dozent*innen erhielten für die Workshops Honorare aus dem Förderbudget. Die Aufwandsentschädigung für das Musikerduo Müller&Beer übernahm der Verein dann aus dem eigenen Budget. Das Repertoire der Kapellen ist nun um einige neue Stücke mit entsprechenden Notensätzen erweitert.