Neustart mit Gastsolist, Ballett und Bildender Kunst

Reichweiten vergrößern
Musikverein Bauschlott e.V. nutzt IMPULS-Förderung für genreübergreifendes Konzert

Mit einem regelrechten Gesamtkunstwerk verschiedener künstlerischer Sparten meldete sich das große Blasorchester des Musikvereins Bauschlott e.V. am 20. November 2021 aus einer langen Pandemiepause bei seinem Publikum zurück. Sehnsuchtsvoll-anschmiegsame Töne der Jazz-Suite Nr. 2 von Dimitri Schostakowitsch mischten sich mit bunt bewegten Ballettchoreographien junger Tänzerinnen, während live dazu am seitlichen Bühnenrand die Tape-Art-Künstlerin Annika Gutekunst eine monumentale Graphik aus Klebebändern schuf. Viel fürs Auge – und für die Ohren ohnehin! Denn geladen war auch der Soloposaunist der Badischen Philharmonie Pforzheim, der das Konzert für Posaune und Blasorchester von Nikolai Rimski-Korsakow spielte sowie als unterhaltsamen Kontrapunkt dazu die Jazz-Ballade “When I walk alone“ des belgischen Komponisten Jan Hadermann. Dieses wunderschöne, spieltechnisch allerdings recht anspruchsvolle 4-Minuten-Stück lässt das glanzvolle Blechblasinstrument liebevoll und unbeschwert erklingen. Ein versöhnlicher Mutmacher, mit dem Blasmusik viele Herzen erobern kann. Und genauso war das Neustart-Konzert auch gedacht.

Ensemble / Organisation
Musikverein Bauschlott e.V.
Projekttitel
Neustart beim MVB mit Gastsolist, Ballett und Malerei
Bundesland
Baden-Württemberg
Fördersumme
13.695 EUR
Genre
Instrumental
Social Media / Website
Nico Roller, Pforzheimer Zeitung (21.11.2021)

“Die Bauschlotter Musiker spielen Schostakowitschs Komposition präzise und straff, legen ein hohes Tempo vor und schaffen es, das Publikum vom Anfang bis zum Ende zu fesseln. Von Langeweile keine Spur. Zusammen bilden sie einen großen Klangkörper, in dem die Anteile der einzelnen Instrumentengruppen wohl austariert erscheinen. Hinter ihnen, auf der Bühne der Halle, setzen 25 Tänzerinnen der Ballettschule von Nadine Els-kamp die Musik in einer fein abgestimmten Choreografie in Bewegung um: ausdruckstark, mit schönen Figuren, Sprüngen und Pirouetten.”

Interessen und Aktive gewinnen

Beim Konzert musizierte nicht nur das Stammorchester. Im Vorfeld warb der Musikverein fürs Mitmachen außerhalb der eigenen Reihen und tatsächlich spielten schließlich 10 Musiker*innen aus benachbarten Vereinen mit, die auch in Zukunft in Bauschlott ab und an mit dabei sein werden. Beworben wurde das Konzert mithilfe von Facebook, Instagram, der eigenen Homepage und einem E-Mail-Verteiler. Flyer und Plakate wurden von einer professionellen Agentur gestaltet, was – wie das Projekt insgesamt – durch die IMPULS-Fördermittel möglich wurde. Zudem gestatteten die Gelder hochwertige Bild- und Videoaufnahmen des Konzertprojekts. Das Material kann für zukünftige Werbezwecke sowie für die Modernisierung des Internetauftritts verwendet werden. Zwei Imagefilme wurden gedreht, die in Kurzinterviews und Momentaufnahmen das Blasorchester sowie die Jugendarbeit des Vereins porträtieren. Die Filme sowie der Mitschnitt des gesamten Konzertes sind auf dem vereinseigenen YouTube-Kanal zu sehen.

 

Punkten mit dem, was man am besten kann

Das spartenübergreifende Konzertformat war für den Musikverein Bauschlott e.V. durchaus eine echte Innovation, wohingegen das Orchester selbst mit seinem Beitrag auf vertrautem und gewohntem Terrain unterwegs war. Denn zum Repertoire des 50 Musiker*innen starken Blasensembles gehören bei Konzerten meist klassische bis sinfonische Werke, während bei Auftritten an Gemeinde- oder Vereinsfesten Unterhaltungsmusik mit Swing und Jazz gespielt wird, aber auch Volksmusik mit Polkas und Märschen. Warum sollte der Musikverein bei einem so wichtigen Programm wie zum Neustart-Konzert nicht schlichtweg das spielen, was er am besten kann? Auch der Veranstaltungsort war den Musiker*innen vertraut. Der Musikverein gibt seit jeher seine wichtigsten Konzerte in der Gräfin-Rhena-Halle der 6.500-Einwohner-Gemeinde Neulingen, wovon Bauschlott ein Ortsteil ist. Ein Fazit des Projekts ist daher: Es lohnt sich, bei Innovationen ein paar bewährte und verlässliche Stellschrauben unverändert zu lassen.

 

Erfolg dank neuer Kontakte

Als Erfahrungswert aus der Vergangenheit kommen zu den Konzerten des Musikvereins durchschnittlich etwa 200 Besucher*innen. Deshalb war das Neustart-Konzert mit knapp 300 Besucher*innen sehr gut besucht. Wenige Tage nach dem Termin im November 2021 erfolgte pandemiebedingt ein weiterer Lockdown, bei welchem abermals keine Kulturveranstaltungen stattfinden konnten. Dennoch war das Konzert wie erhofft ein Neustart, mit dem der Musikverein nicht zuletzt seine Reichweiten vergrößern konnte. Denn die Kontakte zur Ballettschule Nadine Elskamp aus Oberderdingen bleiben weiterhin bestehen und eventuell könnten in der Zukunft ähnliche Kooperationskonzerte mit Blaskapelle plus Tanz einstudiert werden.

 

Bedingt wiederholbares Konzertformat

Allerdings sind etwaigen Planungen hier auch finanzielle Grenzen gesetzt. Der eigentliche Wunsch, für das Neustart-Konzert mit dem Ballett-Ensemble des Theaters Pforzheim zu kooperieren, ließ sich nicht umsetzen. Denn die Profi-Compagnie war trotz IMPULS-Förderung preislich schlichtweg zu teuer. Darüber hinaus war das eintrittspflichtige Neustart-Konzert mit seiner ambitionierten Programmierung so eng kalkuliert, dass es ohne die IMPULS-Gelder nicht hätte stattfinden können. Deshalb lässt sich das Konzertformat nicht ohne weiteres wiederholen. Zwar verfügt der Musikverein Bauschlott über großzügige Sponsoren, die ihn insbesondere bei Events unterstützen. Doch die Gesamtkosten könnten sie kaum gegenfinanzieren. Bei einem realistischen Eintrittspreis von 10 Euro kämen bei optimistisch geschätzten 250 zahlenden Zuhörer*innen 2.500 Euro zusammen, so dass der überwiegende Rest von etwa 10.000 Euro von Sponsoren zu stemmen wäre. Bei Wiederholung des Konzertformats müsste deshalb wohl an weiteren Stellschrauben gedreht werden. 700 Besucher*innen passen theoretisch in die Gräfin-Rhena-Halle. Wer weiß, vielleicht lockt Blasmusik ja doch noch so viele Leute an?

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