Verstärkung für den DaberChor

Singende Dörfer – DaberChor

Der DaberChor ist eines der zahlreichen musikalischen Projekte von Agi Nelken und Otto Dieners-Konerth im kleinen Dorf Daberkow. Im Sommer 2021 reaktivierten sie den Chor nach der langen Covidpause mit Proben, Auftritten, neuen Kooperationen und einer IMPULS-Förderung.

Ensemble / Organisation
Unitate Kunst und Leben
Projekttitel
SING Aktion
Bundesland
Mecklenburg-Vorpommern
Fördersumme
4.476 EUR
Genre
Vokal
Social Media / Website
Stefan Hoeft, Nordkurier (22. Juni 2021)

“Mit ganz viel Spaß und immer mehr Mitstreitern: Musikwerkstatt und „DaberChor“ präsentierten sich am Sonntagnachmittag bei einem Auftritt vor dem Daberkower Gutshaus. […] Bereits einiges in die Tat umgesetzt haben sie derweil im benachbarten Daberkow. Das betrifft die Sanierung des der Kommune gehörenden verhältnismäßig kleinen Gutshauses samt eines frisch geschaffenen Erlebnisspielplatzes ebenso wie die Integration dieser Immobilie ins Dorfleben und die Ideen zu mehr Gemeinschaftssinn. Ganz vornean stehen da das Wirken der Musikwerkstatt und des „DaberChores“, die beide vor vor allem einheimischem Publikum am Sonntag auf der Freitreppe Kostproben ihres Könnens gaben.”

Woher der DaberChor seinen Namen hat, ist schnell erklärt. Er ist angesiedelt in dem kleinen Dorf Daberkow im ländlichen Mecklenburg-Vorpommern. Geleitet wird er von Chorleiterin und Stimmbildnerin Agi Nelken. Sie hat über die Jahre in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern mit ebenso vielen wie unterschiedlichen Chören gearbeitet. Nachdem sie lange in Berlin lebte, zog es sie und ihren Mann Otto Dieners-Konerth raus aufs Land. Sie machten Daberkow zum Lebensmittelpunkt für sich und ihre Familie. Während sich Nelken um die Musik kümmert, übernimmt Dieners-Konerth oft technische und tontechnische Aufgaben, etwa bei Auftritten. Im DaberChor singt er ebenfalls mit.

Dort singen seit der Initiierung im Jahr 2018 Menschen aller Altersgruppen von Kindern bis zu Senior*innen zusammen Lieder von Volksliedern über Schlager bis zu Pop- und Filmsongs. Es ist eines von vielen Projekten der von Nelken und Dieners-Konerth gegründeten Unitate Kunst und Leben gUG, über die sie für die Umgebung ein breites Angebot mit Musikwerkstatt, Medienwerkstatt und zahlreichen daran angeknüpften Projekten organisieren. “Wir haben uns für die gemeinnützige Unternehmergesellschaft entschieden, damit wir Dinge schnell entscheiden können”, berichtet Dieners-Konerth im Juni in einem Gespräch.

 

Mit Videos durch den Lockdown

Die normalerweise wöchentlichen Proben mit dem DaberChor finden im Gutshaus oder der Dorfkirche statt. Gelegenheiten für Auftritte bieten sich zum Beispiel bei Sommer- oder Weihnachtsfesten. Als im Frühjahr 2020 wegen der Covidpandemie der erste Lockdown verhängt wurde, gab es das Ensemble gerade erst zwei Jahre. Etwa 30 Sänger*innen aus zehn Dörfern der Umgebung waren zu dieser Zeit dabei, sahen sich nun aber mit den bekannten Einschränkungen konfrontiert. “Ich habe dann Übevideos erstellt und versendet”, berichtet Nelken. Damit konnten zumindest alle einzeln zu Hause üben und nutzten die Möglichkeit auch gern. Konferenztools probierten sie für eventuelle Onlineproben aus, wegen der begrenzten Möglichkeiten kamen diese aber kaum zum Einsatz. Stattdessen erstellte der Chor ein Lockdownvideo. Aus Einzelaufnahmen der Sänger*innen wurde ein Split-Screen-Video erstellt. Damit die Menschen in der Umgebung davon etwas haben, ließen sie es im Frühsommer 2021 in der Dorfkirche in einer Dauerpräsentation auf einem Bildschirm laufen. Viele schauten vorbei, um es sich anzusehen, und die Resonanz war sehr positiv.

 

Auf die Bühne mit Jung und Alt

Proben und Konzerte fielen zum Bedauern aller Beteiligten lange Zeit weg. “Es ging wirklich gar nichts mit gemeinsamem Singen”, so Nelken. Um den Chor neu zu beleben, wurde schließlich eine IMPULS-Förderung beantragt. Die Proben wurden ab dem Frühsommer 2021 erneut etabliert. Es dauerte allerdings bis August, bis die Gruppe von zunächst nur noch zehn Sänger*innen wieder auf 30 anwuchs. Nelken und Dieners-Konerth hofften außerdem, dass sie einige zusätzliche Mitglieder zum Chor bringen könnten. Sie wollten mit Organisationen in der Umgebung kooperieren, unter anderem mit einem Seniorenheim im benachbarten Völschow. Nelken besuchte die Bewohner*innen ab Juli alle zwei Wochen, um mit ihnen zu singen. Etwa 15 Senior*innen machten mit und übten mit ihr vor allem Volkslieder, die sie bereits kannten. Davon probte sie alsbald eine Auswahl mit dem Chor, um schließlich ein gemeinsames Konzert der beiden Gruppen im Seniorenheim zu ermöglichen. Da die Begeisterung fürs Singen dort groß war, setzt sie ihre zweiwöchentlichen musikalischen Besuche seitdem fort.

Fast immer begleitet sie den Chorgesang am Klavier. Gelegentlich lädt sie noch andere Instrumentalist*innen ein. Nach der anfänglichen Probenphase konnte der DaberChor im vergangenen Sommer und Herbst noch einige weitere Konzerte organisieren. Im August traten sie bei der Eröffnung eines Spielplatzes auf. Dort konnten sie eine technische Ergänzung einsetzen, die ihnen die IMPULS-Förderung ermöglicht hat. Statt den bereits vorher vorhandenen zwei Mikrofonen konnten nun insgesamt sechs verwendet werden, was dem Sound bei solchen Open Air-Auftritten zugutekommt. Die vier über die Fördergelder neu erworbenen Mikrofone wurden gleich zu einem wesentlichen Bestandteil der weiteren Choraktivitäten. Bei einem Kirchenkonzert verwendeten die Sänger*innen ihre verbesserte Mikrofonierung ebenfalls. Es war eine spontane Einladung, die ihnen nahelegte, dass sie in der Konzertkirche Neubrandenburg auftreten könnten. Drei Wochen Vorbereitungszeit war allen Beteiligten genug, und so konnte dieses Konzert mit zwei Chören realisiert werden. Hier erhielt der DaberChor Gesellschaft von der SingChorAlle Neubrandenburg, die ebenfalls von Nelken geleitet wird. Auch dort sind etwa 30 Sänger*innen jeden Alters dabei. Bald darauf gelang es den Beteiligten, ein Erntedankkonzert in der Dorfkirche Daberkow auf die Bühne zu bringen. Für dieses luden sie ein Trommel- und Percussion-Duo aus dem benachbarten Hohenbüssow mit ein.

Die Reaktivierung des Chores sehen Nelken und Dieners-Konerth als gut gelungen. Sie freuen sich besonders darüber, dass sich wie erhofft auch vier neue Sänger*innen angeschlossen haben. Abgesehen von den vier neuen und bereits mehrmals eingesetzten Mikrofonen konnten aus dem IMPULS-Förderbudget zusätzlich noch Honorare für Nelken als freiberuflich tätige Chorleiterin und Stimmbildnerin finanziert werden. Die letzte zwangsweise Lockdown-Unterbrechung ab November hat das Ensemble nun ebenfalls gut überstanden, seit April 2022 finden die Proben wieder wöchentlich statt. Es gibt zahlreiche Einladungen und Anfragen für die Sänger*innen, manchmal auch ganz unerwartete. So traten sie im Juni 2022 erstmals auf, um die Bühne für ein Technofestival zu eröffnen.

Auftritt auf dem Spielplatzfest